Fast hätte es geklappt mit einem neuen Allzeithoch
Am vergangenen Freitag kostete eine Feinunze mit 2.478 Dollar je Feinunze nur noch sechs Dollar weniger als Mitte Juli – also der Zeitpunkt, als das gelbe Edelmetall mit rund 2.484 Dollar so teuer war wie nie zuvor.
Doch dann meldete das US-Arbeitsministerium, dass die Zahl der neu geschaffenen Stellen in den USA im Juli auf 114.000 gesunken ist. Ökonomen hatten im Konsens mit 175.000 neuen Stellen gerechnet, nach einem Plus von 179.000 im Juni. Zugleich erhöhte sich die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Erst ein Tag zuvor war für Juli ein Rückgang des ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende US-Gewerbe auf 46,6 Punkte und damit der schwächste Wert seit November 2023 gemeldet worden.
Die Befürchtung, dass die USA in eine Rezession abrutschen könnten, war ein Grund, weshalb die Börse Ende vergangener und Anfang dieser Woche kräftig unter Druck geraten war. Hinzu kam die Zinserhöhung der japanischen Notenbank am vergangenen Mittwoch und die damit einhergehenden Probleme, die Investoren mit ihren Carry Trades bekamen. Bei den sogenannten Carry Trades leihen sich Investoren Geld in einer Währung mit niedrigem Zins – in diesem Fall Yen – und investieren es in einem Währungsraum mit höheren Zinsen. Das Ziel dieser Strategie: Mit dem angelegten Geld soll zum einen der Kredit bedient und auf der anderen Seite noch ein Gewinn erzielt werden. Ziehen aber die Zinsen – wie zuletzt in Japan – an, müssen viele Investoren ihre Carry Trades rückabwickeln – und dies wiederum kann wie zuletzt zu heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten führen.
Chancen auf baldige Zinssenkungen steigen
Richtig ist zwar, dass auch Gold sich den jüngsten Turbulenzen nicht ganz entziehen konnte, doch mit einem Minus von etwa ein Prozent im Vergleich zur Vorwoche hat das Edelmetall seine Funktion als Stabilitätsanker einmal mehr als erfüllt. Die Wertsteigerung in den vergangenen zwölf Monaten beläuft sich immer noch auf beachtliche rund auf 24 Prozent. Zum Vergleich: Der DAX schaffte in diesem Zeitraum nur knapp zehn Prozent. Selbst der von den „Glorreichen Sieben“ dominierte Nasdaq 100 hinkt mit seinem Plus von 17 Prozent hinterher. Ein weiteres Zeichen der Stärke: Im bisherigen Jahresverlauf liegt der durchschnittliche Goldpreis von 2.224 je Feinunze bereits 14 Prozent über dem Rekord-Durchschnittspreis des vergangenen Jahres.
Zu den wichtigsten Preisstützen zählen nach wie vor die Erwartung von Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed sowie die Käufe der weltweiten Zentralbanken. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed den Leitzins im September um 50 Basispunkte auf eine Spanne von dann 4,75 bis 5,00 Prozent senken wird, lag zuletzt bei 73 Prozent. Bis zum Jahresende messen die Märkte kumulierte Zinssenkungen um mehr als 100 Basispunkte sogar eine Wahrscheinlichkeit von 88 Prozent zu. Sinken die Zinsen, geben mit zeitlicher Verzögerung auch die Renditen der sicheren Staatsanleihen nach. Und davon profitiert Gold, das keine laufenden Erträge wie Dividenden oder Zinsen bietet.
Notenbanken bleiben auf der Käuferseite
Intakt bleiben auch die wesentlichen Nachfragetrends. Das jüngste Update des World Gold Council (WGC) zeigt, dass viele Zentralbanken kräftig zukaufen. Laut der aktuellen WGC-Daten hat Indien seine Bestände im Juni um 9,4 Tonnen aufgestockt und besitzt nun offiziell 840,8 Tonnen. Seit Januar sind die Goldbestände auf dem Subkontinent um 37,2 Tonnen gestiegen. Und mit Polen, Tschechien und Usbekistan meldeten auch gleich mehrere europäische Länder weitere Käufe, während im Nahen Osten ebenfalls einige Staaten ihre Goldbestände aufgestockt haben.
Bemerkenswert ist vor allem der Aufbau der Goldreserven in China. Die Volksrepublik verfügte im Juni mit 3,22 Billionen Dollar über die weltweit größten Devisenreserven. Dabei liegt der Goldanteil in Bezug auf die Gesamtreserven im Reich der Mitte mit 4,9 Prozent zwischenzeitlich zwar rekordverdächtig hoch. Verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt von 16 Prozent ist dies jedoch der niedrigste Wert aller großen Volkswirtschaften. Mit anderen Worten: Sollte China seinen Goldanteil – gemessen an den Gesamtreserven – in Richtung des globalen Durchschnitts erhöhen, würde das den Goldpreis kräftig beflügeln.